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100 Menschen radelten gegen Rassismus rund um Eberswalde

An der Fahrrad-Demonstration am 2.6.24 beteiligten sich über 100 Menschen von 0 bis 80 Jahren. Redebeiträge wurden in sechs verschiedenen Sprachen gehalten. In den besuchten Lagern kamen Bewohner*innen aus den Häusern, einige beteiligten sich mit Redebeiträgen und einige schlossen sich der Radtour an. Die Lebensbedingungen in den Heimen und die Isolation an abgelegenen, schlecht erreichbaren Standorten kamen zur Sprache, wie auch die generelle Verschlechterung der Situation von geflüchteten Menschen durch die aktuelle Politik.

Genauso bunt und vielfältig wie die Teilnehmenden war das Programm. Am Start am Eberswalder Bahnhof stellte sich das Bürger*innen-Asyl Barnim vor: eine Kampagne gegen Abschiebungen, in der Menschen durch Gastfreundschaft vor Abschiebungen geschützt werden. Eine Vertreterin von „Women in Exile“ kritisierte, dass statt in notwendige Infratsruktur für alle wie Schulen und Kindergärten zu investieren, Millionen in die Hand genommen werden, um ein Abschiebezentrum zu bauen und ein System der „Bezahlkarten“ einzuführen. Bei dieser Gruppe organisieren sich geflüchtete Frauen aus Brandenburg und Berlin gemeinsam gegen Rassismus mit dem Motto: „Für das Recht zu kommen, für das Recht zu gehen, für das Recht zu bleiben!“

Die ersten kurzen Zwischenstopps waren an der Gedenktafel für Amadeu Antonio, der 1990 von Nazis in Eberswalde ermordet wurde, und am Wohnverbund für Geflüchtete „Zum Schwärzesee“ im Brandenburgischen Viertel. Am Wohnverbund Potsdamer Allee gab es Live-Musik von zwei Rappern, Snacks und ein buntes Programm für Kinder mit Schminken, HoolaHoop, Jonglage und Riesen-Seifenblasen. Auf Arabisch, Farsi, Russisch, Französisch, Englisch und Deutsch wurden die Anwohner*innen eingeladen, von den Balkonen zu kommen und ins Gespräch zu kommen.

Beim „Haus der Toleranz“ in der Angermünder Str. 43 gab es eine Tuch-Akrobatik-Show, der kulturelle Höhepunkt der Tour. Ein Bewohner sprach am Mikro über die Probleme im Heim. Bereits im Vorfeld hatten Bewohner*innen unter anderem kritisiert, dass die Zimmer nur 15m² groß sind – für 2 Personen, die sich nicht kennen. Das Bad ist innerhalb dieser Fläche. Die Betten seien sehr schlecht. Es werden keine Jalousien finanziert, obwohl die Fenster nach Süden hin ausgerichtet sind. Die Familien wohnen mit 5 Personen in einem Zimmer. Der Kühlschrank ist sehr klein und die Ausstattung sind Spinde aus Blech.

Im Wohnheim in Buckow (Lichterfelde) erwarteten uns einige Bewohner, die am Mikro ihre Dankbarkeit ausdrückten: „Wir sind hier so abgelegen, fast nie kommt jemand zu uns. Wir sind sehr froh, dass ihr euch für unsere Situation interessiert“. Die Radtour endete im Rofin-Park beim Palanca e.V. mit einem gemeinsamen Essen und einem Siebdruck-Stand.

Zur Situation in den Heimen: siehe auch unsere vorherige Pressemitteilung vom 28.5.24

Alle Fotos: Rabeia M.